Reema Juffali, die erste saudi-arabische professionelle Rennfahrerin, erzählt ihre Geschichte

Reema Juffali war Saudi-Arabiens erste professionelle Rennfahrerin. Sie begann 2019 mit dem Wettkampf, nachdem sie beschlossen hatte, ihre Leidenschaft für Rennen und Autos zum Beruf zu machen.

Reema gewann ihr erstes professionelles Rennen in Abu Dhabi und ist seitdem immer stärker geworden und vertritt ihr Land auf der ganzen Welt. Anfang dieses Jahres gründete sie ihr eigenes Rennteam „Theeba Motorsport“, das an der International GT Open Championship teilnimmt.

Reema träumt davon, an ihrem Lieblingsrennen teilzunehmen; eines Tages das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen von Le Mans und nimmt eine globale Bühne ins Visier. Sie hofft, andere Frauen dazu zu inspirieren, hinauszugehen und ihre Träume zu verfolgen, auch wenn sie unmöglich erscheinen. Wir erfahren mehr über ihre Reise und ihre Ambitionen für den Rest ihrer Karriere.

Herzlichen Glückwunsch zu all Ihren jüngsten Erfolgen – was war für Sie bisher der denkwürdigste Moment?

Dieses Jahr war ein großes Jahr für mich in Bezug auf Rennen und einen Schritt in die Welt des GT-Rennsports, also kann ich mich nicht nur für einen Moment entscheiden! Wenn ich mich für zwei entscheiden müsste, wäre einer mein allererster Rennsieg, der 2018 in Abu Dhabi stattfand. Dies ist eine Erinnerung, die ich nie vergessen werde, weil es unerwartet war, was es umso besser machte! Und eine andere Erinnerung wäre die Gründung eines Rennteams am ersten Wochenende mit großem Erfolg, ich hätte mir kein besseres erstes Rennen mit dem Team wünschen können.

Erzählen Sie uns von Ihrem Weg dorthin, wo Sie jetzt sind – wann haben Sie zum ersten Mal Ihre Leidenschaft für Autos und den Rennsport entdeckt?

Es war eine ziemlich organische Entdeckung – ich wachte nicht einfach eines Morgens auf und beschloss, Rennfahrer zu werden – es war weit davon entfernt. Ich war in meiner Jugend ein sehr begeisterter Sportler, war immer Teil der Sportmannschaften, sehr aktiv und hatte gleichzeitig eine große Leidenschaft für Autos. Ich bin erst auf dem College in den Vereinigten Staaten auf Rennsport gestoßen, als ich anfing, als Zuschauer verschiedenen Sportarten ausgesetzt zu sein, sei es Tennis, Basketball usw., dann kam die Formel 1 auf mein Radar und sie verband meine beiden Leidenschaft für Autos und Sport. Ich fing an, mir die Rennen anzuschauen und war erstaunt über das unglaublich hohe Niveau des Sports, es fühlte sich an, als kämen die Fahrer von einem anderen Planeten. Ich wurde ein Fan und erst als ich auf das 24-Stunden-Rennen von Le Mans stieß, wurde mir klar, dass alle Teilnehmer riesig waren, aus allen verschiedenen Teilen der Welt, allen Altersgruppen, unterschiedlichen Fähigkeiten usw. und da war ich wusste, dass dies kein unmöglicher Traum war, es war etwas, was ich tun konnte, wenn ich wollte.

Dort begann der Traum und von da an fing ich an, Kart zu fahren, ich fing an, Autos zu mieten und zu verschiedenen Streckentagen zu gehen, Fragen zu stellen und mich Schritt für Schritt in verschiedene Situationen zu versetzen. Aber es war nur ein Traum, meine Rennlizenz zu bekommen, ich wusste nicht, wie weit ich gehen würde. Als ich nach einigen Jahren Studium und Arbeit im Ausland nach Saudi-Arabien zurückkehrte, stand ich an einem Scheideweg in meinem Leben. Ich entschied, dass ich es nie tun würde, wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht Rennen fahren würde. So habe ich 2017 meine Rennlizenz gemacht und im selben Jahr habe ich auch Susie Wolff kennengelernt, die für mich eine Inspiration war. Ich hatte das Gefühl, dass die Begegnung mit ihr ein Zeichen dafür war, dass ich meinen Traum ernster nehmen und handeln musste. Also beschloss ich, mich für mein erstes Rennen in Abu Dhabi anzumelden, und ich lernte weiter, kam auf die Strecke und versuchte zu verstehen, wie man Rennen fährt. Die Unterstützung und Motivation, die ich von allen um mich herum erhielt, waren so unerwartet. Ich habe es aus rein persönlicher Leidenschaft gemacht, aber zu sehen, wie viele Leute mich ermutigt haben und sich auch in der Welt des Motorsports engagieren wollten, hat mir klar gemacht, dass es viel größer ist als ich und ob ich es tun würde es, ich musste es richtig machen. Zum Glück habe ich es geschafft, alles zusammenzubringen, und es waren vier Jahre professioneller Rennsport. Es ist ein Traum, der wahr wird, und ich strebe weiter nach höheren Zielen, während wir hier sprechen.

Wer war Ihr größter Unterstützer auf dem Weg?

Meine Eltern. Ohne sie wäre ich nicht hier. Es war mein Traum, aber sie haben es riskiert und mich unterstützt, und wenn sie mir nicht vertraut und ihr Vertrauen in mich gesetzt hätten, glaube ich nicht, dass ich heute dort wäre, wo ich bin.

Sie haben zwei große Herausforderungen; In einer von Männern dominierten Branche und als Frau in Saudi-Arabien, wo es ungewöhnlich ist, als Frau Auto zu fahren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wie haben Sie diese Elemente überwunden?

Jeder hat unterschiedliche Arten von Herausforderungen in seinem Leben und ich denke, als Frau aus Saudi-Arabien wusste ich schon in jungen Jahren, dass ich sehr unnachgiebig war, was ich tun wollte. Wenn ich etwas tun wollte, war ich sehr stark und selbstbewusst und ich gab Gas, und ich denke, so aufzuwachsen hat mir im Bereich des Motorsports geholfen. Ich war beim Sport immer konkurrenzfähig mit den Jungs, das Geschlechterelement kam mir nicht in die Quere, und ich denke, das hat mir in dieser Branche geholfen. Der Grund, warum ich ein Rennteam gründen wollte, war auch, dass ich in meinem Umfeld keine anderen Leute kannte, die professionell Rennen fuhren, egal ob männlich oder weiblich. Also musste ich alles für mich selbst lernen – Ratschläge annehmen, Fehler machen – und das war nicht immer einfach, nicht weil ich eine Frau oder Saudi bin, sondern weil es mir an Erfahrung und Wissen in meinem Lebensbereich mangelt . Also musste ich selbstbestimmt sein, Selbstvertrauen haben und Hoffnung haben. Als ich anfing, mein Herz hineinzustecken, hatte ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, und das macht es auch so besonders, weil ich so leidenschaftlich und motiviert bin. Ich hoffe, dass die Leute, wenn sie von meiner Reise hören, ihnen ein Gefühl der Perspektive oder das Wissen vermitteln, dass dies erreichbar ist. Das war die größte Belohnung außerhalb des Rennsports: In der Lage zu sein, insbesondere andere Frauen zu ermutigen und zu inspirieren, etwas anderes zu tun, was sie vielleicht für unerreichbar hielten.

Was ist eine Botschaft, die Sie anderen Frauen senden würden, die ihrer Leidenschaft nachgehen wollen?

Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung sprechen, aber mein größtes Hindernis waren meine eigenen Selbstzweifel – zu viel nachzudenken, zu viel zu analysieren – am Ende des Tages musste ich einfach Dinge ausprobieren, mich in verschiedene Situationen versetzen, rausgehen, Dinge erleben. Bevor ich in den Rennsport eingestiegen bin, habe ich viele verschiedene Dinge ausprobiert, und was mir wirklich die Antwort gab, die ich brauchte, war, dass ich mich wirklich glücklich fühlte, wenn ich auf der Strecke war. Das war eine Erkenntnis, aber die zweite war, dass ich immer noch nicht wusste, wie ich es machen sollte. Weil es unmöglich schien und so unbekannt war, und ich denke, das hat mich wahrscheinlich gebremst, aber je mehr ich mich weiterbildete und mich da draußen hingab, desto einfacher wurde es und desto erreichbarer schien es. Mein Rat wäre also, verschiedene Dinge auszuprobieren und sich selbst zu fragen; stehst du dir selbst im weg? Wenn Sie es sind, haben Sie keine Angst davor, Fehler zu machen, und Sie werden es nicht wissen, wenn Sie es nicht versuchen, also gehen Sie raus und versuchen Sie es!

In dieser Ausgabe feiern wir den saudischen Nationalfeiertag – was bedeutet dieser Tag für Sie und was bedeutet es, Ihr Land international zu vertreten?

Es ist so ein besonderes Privileg. Erst gestern war ich bei einer Rennveranstaltung und ich war der einzige saudische Teilnehmer im Rennen und ich stand zufällig auch auf dem Podium! Ich denke, wenn Sie auf persönlicher Ebene etwas erreichen, ist das eine großartige Belohnung und Sie erhalten viel Befriedigung, aber wenn es am Ende für Ihr Land und insbesondere für Saudi-Arabien gilt, können andere träumen und darüber nachdenken Dinge zu tun, die sie vielleicht für unmöglich hielten, das ist eine solche Ehre.

Wenn ich mir ansehe, wie weit wir in Saudi-Arabien in den letzten Jahren gekommen sind, macht es mich so stolz, Teil des Wandels zu sein, den wir sehen, insbesondere in der Welt des Sports und der Unterhaltung. Große Rennen wie Formel 1, Dakkar und Formel E in unserem Land zu haben, ist eine so beeindruckende und großartige Leistung. Es ist auch unglaublich, andere Frauen bei diesen Veranstaltungen fahren zu sehen. Wir hatten kürzlich zwei Frauen aus Saudi-Arabien, die am Dakkar-Rennen teilnahmen, was erstaunlich ist und es zeigt, dass, wenn man den Leuten die Gelegenheit gibt, sie sie nutzen werden. Es ist eine Ehre und ein Privileg und ich hoffe, dass ich mein Land immer stolz machen kann.

Wie verändert sich Ihrer Meinung nach die Wahrnehmung von Frauen in Rollen oder Karrieren wie Ihrer, die in der Vergangenheit als unerwartet erachtet wurden, in Saudi-Arabien, und was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Es gibt definitiv eine Menge Veränderungen und es passieren viele neue Dinge. Ich denke, was viele Leute vergessen, ist, dass es einige Zeit dauern wird, bis sich die Dinge beruhigen und „normal“ werden, wenn etwas neu ist. Was wir in Saudi sehen, ist, dass wir große Dinge tun, wir haben große Träume, und wir tun einige Dinge buchstäblich über Nacht und machen sie so gut, was erstaunlich ist, aber gleichzeitig, dass wir sehen, dass es darauf ankommt der jüngeren Generation und bis sich etwas in der Gesellschaft bewegt, wird es Zeit brauchen. Das Wichtigste ist, dass der Antrieb da ist und die Leute aufgeregt und leidenschaftlich sind, und das ist so schön zu sehen. Ich denke, was die Zukunft bringt, ist etwas, von dem ich im Moment nicht einmal träumen kann, aber ich weiß, dass es etwas Großartiges ist. Dies ist nur der Anfang in Bezug auf das, was das Land tut, aber auch in Bezug auf das Talent, das wir haben. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.

Wo fahren Sie am liebsten Auto und warum?

Kalifornien. Die Einfachheit und die Schönheit sind immer angenehm und hier habe ich mich in das Autofahren verliebt. Aber ich liebe es auch, überall in den Bergen zu fahren!

Was geht dir durch den Kopf, wenn du auf der Strecke bist?

Wenn es ein intensives Rennen ist, denke ich nicht an viel. Mein Geist ist fokussiert und klar und ich denke nur an die nächste Kurve und was vor mir, hinter mir passiert, und erwarte, was als nächstes passieren wird. Da wird nicht so viel nachgedacht, es ist eher ein Gefühl, aber eigentlich ist es ein sehr ruhiger Moment. Aber wenn etwas passiert oder es eine Situation gibt, die offensichtlich etwas anders ist, müssen Sie sich jederzeit bewusst sein.

Wer ist Ihre größte Inspiration oder Ihr größter Einfluss?

Ich würde nicht sagen, dass es eine bestimmte Person gibt. Es gibt viele Menschen, die mich inspirieren, aber jemand, den ich bewundere und den ich anstrebe, ist meine Mutter.

Was ist Ihr ultimatives Ziel?

Ein Teil des 24-Stunden-Rennens von Le Mans zu sein. Und dann hoffentlich eines Tages gewinnen!

Wie verbringst du deine Zeit, wenn du nicht fährst oder trainierst?

Ich arbeite mit der Familie an verschiedenen Projekten und leite das Rennteam. Ich verbringe ziemlich viel Zeit mit dem Training. Ich gehe Radfahren, Schwimmen und Laufen – ich bin generell sehr aktiv und liebe es, draußen zu sein. Es ist auch wichtig, Kontakte zu knüpfen, was ich manchmal vergesse! Aber es ist super wichtig, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Was haben Sie für den Rest des Jahres noch vor?

Wir planen, einen Rennplan für die Wintersaison im Nahen Osten zusammenzustellen, also freue ich mich darauf. Bleiben Sie dran!