Sammelkarten zeigen das Alter der britischen Tracht – Permanenter Stil

In Mortlake, im Südwesten Londons, wo ich aufgewachsen bin, gibt es einen unglaublichen Antiquitätenladen.

„Memories of Mortlake“ ist das Lebenswerk der Sammlerin Elke Crowther, die letztes Jahr leider verstarb, nachdem sie jahrzehntelang alles und jeden in ihrem Haus mit Laden verkauft hatte.

In der altmodischen Spüle stapeln sich antike Teller. Ein riesiges Ölgemälde von Kaiser Wilhelm liegt quer auf einem Kleiderschrank. Das Schaufenster ist vollgestopft mit Designbeispielen der 40er und 50er Jahre: Postkarten, Zigarettenschachteln, Keksdosen.

Ich erwähne das alles als Kontext, da es in diesem Beitrag um eine kleine Entdeckung geht, die ich hinten in einem Regal gemacht habe: ein perfekt erhaltenes Kartenset, das die britische Mode im Laufe der Jahrhunderte illustriert.

Diese stammten aus den späten 1950er Jahren und wurden mit Dosen Brooke Bond Tea verschenkt: Sie kauften eine Dose, Sie bekamen eine Karte, Sie bemühten sich, das Set zu sammeln.

Elke hat einen ziemlich guten Job gemacht, und obwohl sich die meisten auf Damenmode beziehen (es hat sich schließlich viel mehr verändert), gibt es genug einschließlich Herrenmode, um sie interessant zu machen.

Hier sind die akribischen kleinen Bilder, in umgekehrter chronologischer Reihenfolge, mit dem Text auf der Rückseite, bereitgestellt von der Modehistorikerin Madeleine Ginsburg vom Victoria & Albert Museum. Die Illustrationen stammen von Michael Youens.

Ich habe meinen Kommentar in Kursivschrift hinzugefügt, aber ich bin sicher, dass Sie auch Ihre eigenen Gedanken haben werden.

Tageskleidung um 1927

Bei diesem ersten Beispiel habe ich auch den Text zum Kostüm der Frau eingefügt, um einen Eindruck davon zu vermitteln, was normalerweise vor dem der Männer läuft.

„Diese Dame aus einem Modeblatt von 1927 zeigt, wie schlichte, gerade, locker sitzende und tief taillierte Kleider geworden waren. Sie wurden ab 1920 kürzer, und 1925 waren mit beigen fleischfarbenen Strümpfen bekleidete Beine bis zum Knie sichtbar .

Frauen sahen mit ihren flachen Figuren und neuen Kurzhaarfrisuren, bedeckt mit engen Glockenhüten, so frei und unbeschwert aus wie Jungen.

Der Anzug des Mannes ist immer noch hoch tailliert mit einer abgerundeten Jacke. Die Hosen der Männer waren voll und weiteten sich manchmal am Umschlag, um „Oxford-Taschen“ zu bilden. In der Freizeit wurden kontrastierende Sportjacken getragen.”

Historisch finde ich, dass die extremeren Moden in der Herrenmode aufgenommen und diskutiert werden – wie die hier erwähnten Oxford-Taschen. Aber diese waren oft ziemlich kurzlebig.

Interessanter ist, wie sich der Schnitt der Anzüge in jedem Jahrzehnt oder so veränderte – hier gibt es die “runde” Jacke, die sich auf den Ausschnitt der Vorderseite bezieht, und den hohen Knopfpunkt (die Taille).

Tageskleidung 1920

„Der Lounge-Anzug des Mannes sitzt eng und behält noch seine lange Jacke. Die Hosen sind gerade, aber kürzer, im Allgemeinen mit dem Umschlag, eingeführt um 1904. Er trägt den neuen, weichen Filzhut und Gamaschen, die seinen Schuh schützen, eingeführt im Mitte des 19. Jahrhunderts.”

Dieser Schnitt, finden Sie, würde bei Liverano oder der Anthology zu Hause sein, mit Ausnahme der Länge der Jacke. Es ist interessant, wie enganliegend die Jacke ist und wie viel schmaler die Hose im Vergleich zu ein paar Jahren später.

Bemerkenswert ist auch, wie im Laufe der Zeit nach und nach auf altmodische Elemente verzichtet wird. Beachten Sie zum Beispiel, dass dieser Herr einen Kontrastkragen hat, der wahrscheinlich abnehmbar ist, während er 1927 keinen hatte. Doch die Spats leben noch eine Weile länger.

Tageskleidung 1916

“Der Herr trägt einen ‘Lounge-Anzug’ mit einem langen, locker ausgestellten Jackett und hoch geknöpften Revers. Seine Hosen laufen leicht schmal zu. Bowler-Hüte waren weit verbreitet und für den Abend konnte er entweder das weniger formelle, bequemere Smoking tragen, das eingeführt wurde in den 1890er Jahren oder die formelleren abgeschnittenen ‘Schwänze’.”

Plötzlich ist der Anzug kaum wiederzuerkennen. So lang und so hoch zugeknöpft, dass es heute nicht mehr wie eine Jacke aussieht. Obwohl die Anführungszeichen um „Lounge Suit“ die Neuheit des Begriffs widerspiegeln sollen, lässt es uns auch darüber nachdenken, wie unterschiedlich er von einem modernen Anzug ist.

Tageskleidung 1901

“Ihr Begleiter trägt einen hohen, gebogenen Zylinder mit einem zweireihigen ‘Frock-Mantel’ über seiner formellen Jacke und gestreiften Hose.”

Hier leider ein kürzerer Eintrag, wobei der größte Teil des Textes die Kleidung der Frau bespricht. Aber das Bild und der kurze Text sagen alles – wir stehen vor dem Aufkommen des Lounge-Anzugs, und alles dreht sich um lange, hochgeknöpfte Gehröcke mit kontrastierenden Hosen.

Tageskleidung 1896

„Der Herr trägt Zylinder und Gehrock, die sich seit über vierzig Jahren zur formellen Kleidung etabliert haben. Schwarz hat sich als Standardfarbe für formelle Kleidung etabliert, und sonst hat sich wenig geändert, außer Details wie die Länge des Revers und die Rundung des Frack. Er trägt einen hohen gestärkten Kragen.“

Die viktorianische Zeit war Zeuge einer relativ stabilen Kleidung, wie dieser Kommentar widerspiegelt, wobei der Gehrock und die Hosen die elegante Tageskleidung dominierten. Obwohl es interessant ist, dass 40 Jahre als eine lange Zeitspanne angesehen werden, hat sich der Anzug heute kaum verändert, außer in Aspekten wie Reversbreiten eher länger. Es ist immer gut, eine Perspektive zu bekommen.

Tageskleidung 1872

“[Described as ‘seaside costume’] Der Mann trägt einen informellen Lounge-Anzug, dessen Form einem Cutaway-Mantel nachempfunden ist. Er trägt den bequemeren Umlegekragen mit geknoteter Krawatte und einer niedrig gekrönten ‘Bowler’-ähnlichen Mütze.”

Was für ein Anzug! Nicht nur das Muster, sondern auch die Cutaway-Jacke, die durchsichtige Weste, der Kontrastkragen. Es ist jedoch immer noch ein Lounge-Anzug und wird nur getragen, weil dies eine lässigere Umgebung ist – am Meer. Im Laufe der Zeit ersetzt das Lässige das Formale, der Anzug ersetzt den Gehrock, und heute ersetzen Hemd und Hose den Anzug.

Tageskleidung 1856

“Der Mann trägt einen leichten Mantel über einem ‘Gehrock’ mit vollen, nicht abgeschnittenen, quadratischen Fracks und einer kontrastierenden Weste mit Revers und lockeren, geraden, grauen Hosen. Er trägt eine Fliege, die um 1840 eingeführt wurde, und den heute universellen Zylinder .”

Dieses Bild stammt offenbar von einem Gemälde eines Paares bei den Rennen – „Derby Day“. Eigentlich ist die männliche Tracht nicht so unähnlich der Morgengarderobe, die heute im königlichen Gehege von Ascot erforderlich ist, zumindest im Vergleich zu den anderen oben genannten Varianten. Was zeigt, wie einige Orte und Ereignisse diese Formalität beibehalten können, wenn sie eine solche Kontrolle haben.

Tageskleidung 1848/9

“Ihr Begleiter trägt die neumodische kurze Loungejacke mit weiten Hosen, die um 1800 für die Landkleidung eingeführt wurde. Sein Kragen ist niedriger und eine Schleife ersetzt die gestärkte Krawatte.”

Ich finde es immer noch überraschend, wenn Kleidungsbeschreibungen so weit zurückliegend von neuen Moden sprechen, die auf so genaue Daten festgelegt sind. Wobei ich sagen muss, dass der Begleiter des Gentlemans mit seiner neuen Mode nicht so zufrieden aussieht.

Nach dieser Karte springen die Jahre zurück, normalerweise jeweils um ein oder zwei Jahrhunderte. Als nächstes werden wir in die Ära Heinrichs VIII. versetzt …

Formelle Kleidung des Mannes ungefähr 1548

„Dieser Herr aus einem um 1548 von Guillim Stretes gemalten Porträt trägt ein Überkleid mit vollen Oberärmeln, die seine Schultern breiter machen, modisch ab etwa 1520. Sein Wams ist locker mit einer Naht an Taille und Rock, und seine Obermaterialien (Reithosen ) sind für mehr Komfort und einfachere Herstellung von seinem Schlauch getrennt.

Er hat ein gepolstertes Kabeljau-Stück und sein Hemd ist mit schwarzer Seide bestickt, mit kleinen Rüschen am Hals, die sich schließlich zur Halskrause entwickeln. Seine Mütze ist weicher und breiter als zuvor, und seine Schuhe sind an den Zehen weniger breit als in den frühen Jahren Heinrichs VIII.

Ich werde nicht weiter in der Zeit zurückgehen, da die Kostüme an Bedeutung verlieren. Aber ich mag dieses wegen seiner feinen Punkte – die etwas weniger breite Schuhe hervorheben – wenn so viel dramatischer vor sich geht. Wie massive Ärmel und ein Kabeljaustück.

Ich finde die Kleidung dieser Ära auch lustig, weil sie uns daran erinnert, wie zyklisch Vorstellungen von Männlichkeit sind. Das Tragen von Puffärmeln und roten Strumpfhosen mag seltsam erscheinen, bis Sie an all diese Typen mit Turnhallen-Oberkörpern und hautengen Stretch-Jeans denken …